Revanchers Hauptquartier

Da die beiden nun weg waren, war ich wieder alleine in der Eingangshalle.
Wenigstesnt geht mir Ren nicht mehr auf die Nüsse jetzt...Mhh?
In dem Moment klingelte und vibrierte mein Handy, es ertönte Lose Controle von Blood On the Dance Floor.
"Na, dann mal schauen." meinte ich, holte mein Handy aus der Tasche und schaute aufs Display, eine SMS, von Raven.
Mh? Hat er etwa schon Sehnsucht nach mir~? fragte ich mich, er bestellte mich in die Innenstand, er würde dort auf mich warten.
Na denn, ich lass ihn lieber nicht warten.
Ich steckte mein Handy wieder ein, verließ has Hauptquatier und stieg in meinen Pickup und fuhr geradewegs zu Innenstadt.

--> GoTo Läden und Straßen der Innenstadt

Ich keuchte ebenfalls heftig und seufzte kurz zufrieden, bevor ich schnell meine Hose und Boxershorts wieder anzog, bevor ich mich nach vorne zum Autospiegel beugte und laut seufzend sagte: "Mein Eyeliner ist verwischt!"
Männlich Ren...Männlich..., dachte ich nur und sah dann auf die rote Perrücke, die im Fußraum lag. Irgendwie war sie aufzusetzen und wieder einen auf weiblich zu machen, das letzte, was ich wollte. Ich seufzte und ließ mich neben ihn auf die Rückbank fallen, bevor ich die Augen schloss und leise fragte: "Sag mal Kaito, war das Verhältnis zu deinem Bruder schon immer so...kalt?"
Ich konnte nicht verhindern, dass mir einzelne Tränen über die Wangen liefen, als ich ihn auf seinen Bruder ansprach und dabei an meinen eigenen denken musste. Ich vermisste ihn so sehr, es wurde mit der Zeit unerträglich.
"Es ist lange her, doch noch immer vergeht kein Tag an dem ich meinen Vater nicht vermisse oder meine Mutter...meinen Bruder und meine Paten...ich verstehe einfach nicht, wie man so wenig Verbindung zu seiner Familie haben kann...", flüsterte ich und sah hinunter auf meine Hände. Wie oft hatte ich eine Waffe gehalten? Wie oft hatte ich getötet? Für ihn...

Ich hatte meine Hose ebenfalls wieder an und schnallte mir gerade meinen Waffenholster um die Schultern. "Dann benutz halt wasserfesten, so wie ich", lachte ich. Ein wirklich männliches Männergespräch, schoss es mir durch den Kopf.
Ich lachte leise gedämpft, als ich an meine Vergangenheit mit Fye dachte. "Natürlich nicht! Was meinst du, wieso Fy...Thirteen und ich uns wohl so ähnlich sind? Wir waren einmal wie Pech und Schwefel", erzählte ich.
Als Ren allerdings anfing zu weinen, verrutschte mir das lächeln und nahm ich ihn in den Arm und streichelte seinen Rücken. "Aber weißt du? Jetzt liegt es einfach für mich daran, dass er mich zu sehr daran erinnert, wie meine Eltern damals mit mir umgegangen sind, als ich in den Knast kam. Man verkraftet das nicht mal eben so einfach, wenn einen die eigenen Eltern nicht mehr als eigenen Sohn ansehen, sondern nur noch als Krimineller, und nichts mehr mit dir zu tun haben wollen. Und wenn ich ihn jetzt sehe, erinnert es mich einfach zu sehr daran, was einmal gewesen ist", führte ich, sein Gesicht an meiner Schulter gedrückt, die Erzählung weiter.
Es war nicht so, als würde ich meine Eltern nicht vermissen, oder den lockeren Umgang mit Fye. Es war eigentlich sogar das Gegenteil. Manchmal verfluchte ich es, Mitglied der Revanchers zu sein, kriminell zu sein. Bei dem Gedanken musste ich Schlucken, um den Kloß im Hals zu unterdrücken.
Dann fiel mir aber noch eine Frage zu dem Thema ein. "Aber sag mal Ren", begann ich. "Warum suchst du Near nicht einfach auf? Ich meine, er wird dich doch bestimmt genauso vermissen, wie du ihn" Ich sah fragend zu ihm runter. Das hatte ich mich schon gefragt, seit er mir erzählt hatte, dass er der Bruder von Crow war. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass Near Ren als Verräter sah. Immerhin waren die beiden doch Brüder, Zwillingsbrüder sogar. Ich kannte Near zwar nicht persönlich aber ich hatte immerhin selbst einen Bruder.

Ich löste mich ein wenig von ihm und wischte mit einer Hand meine Tränen weg. Ich wollte nicht weinen und eigentlich wollte ich Kaito auch nicht damit belasten. Das waren meine Probleme, nicht seine. Ich zwang mir ein Lächeln auf, konnte aber nichts dagegen tun, dass es traurig wirkte. Manchmal ging die Sache mit dem gefakten Lächeln eben nicht so gut, wie ich es gerne hätte. "Das kann ich nicht. Ich weiß, dass ich ihm weh tue, wenn ich nicht da bin, aber glaub mir, es wäre viel gefährlicher für meinen Bruder, wenn ich bei ihm wäre. Ich muss ihn beschützen, verstehst du? Wir sind damals in etwas viel Größeres reingerutscht, als wir uns das vielleicht mit dreizehn hätten ausmalen können und niemand war da, um uns zu sagen, dass wir einen Fehler machen. Und gerade weil niemand auf uns aufgepasst hat, hab ich ihm versprochen, dass ich es tun werde. Immer. Außerdem Kaito, was wäre denn, wenn er mir verzeiht, hm? Was wäre, wenn er wollen würde, dass ich bei ihm bleibe? Dass ich zu den Legends zurück gehe? Ich will nicht zwischen dir und ihm wählen müssen. Vor allem, weil ich nicht weiß, für wen ich mich entscheiden würde und ich dann zwangsläufig den anderen verlieren würde. Und ich habe schon genug verloren. Nochmal brauche ich das nicht.", erklärte ich dann, während ich in seine schwarzen Augen sah und mit einer Hand über seine Wange strich. Ich wusste es jetzt, ich liebte ihn...wahrscheinlich. Aber meinen Bruder eben auch. Anders. Und Near nun einmal mehr, als alles andere.

Ich nahm Rens Hand von meiner Wange und drückte sie.
"Mich wirst du so schnell nicht los, selbst wenn du wieder zu den Legends zurück gehen würdest, selbst wenn mein Bruder mich dafür vierteilen würde", murmelte ich und streichelte seinen Oberarm. "Ich will dich nur einfach nicht mehr wegen Near leiden sehen, Ren, ich will, dass du glücklich wirst. Wirklich glücklich."
Ich zog ihn wieder an meine Brust und drückte ihn fest. Ich konnte es selbst nicht ertragen, wenn mein armer, kleiner Ren litt.

Ich schmiegte mich etwas an ihn, meine Hände lagen auf seinem Rücken und ich schloss die Augen. Wieder einmal wurde mir bewusst, wie viel Glück ich mit ihm hatte. Jemanden zu haben, der mich nicht verlassen würde war so unglaublich schön. "Du...du würdest wirklich bei mir bleiben?", fragte ich leise und meine Hände auf seinem Rücken verkrampften sich ein wenig. Bedeutete ich ihm so viel, dass er für mich sogar so weit gehen würde? Ich schätzte mal, viele andere hätten mich eher vor die Wahl gestellt. Aber Kaito tat es nicht. Er machte, dass ich wieder hoffte. Dass ich wieder träumte und glaubte, dass es irgendwann möglich sein würde, selbst in dieser höllischen Stadt, ein glücklicheres Leben zu führen. Mit ihm und Near. Ich seufzte leicht, da mir wieder bewusst wurde, dass dies nicht der Einzige Grund war, aus dem ich nicht zu Near zurück ging. "Er ist sicherer ohne mich", sagte ich schließlich bitter. "Ich habe ihn schon genug in Gefahr gebracht. Jetzt muss es eben so sein. Ich muss auf ihn aufpassen, ohne, dass er auch nur weiß, dass ich lebe. Ich glaube, das ist mein Schicksal", setzte ich dann mit einem leichten, allerdings recht kalten Lächeln hinzu, welches er nicht sehen konnte, da ich immer noch an ihn gedrückt war.

"Immer, Ren", antwortete ich leise, mit dem Mund nahe an seinem Ohr. "Solange du mich noch willst, werde ich bei dir bleiben"
Ich seufzte und ließ das Thema lieber auf sich beruhen. Ren würde eh immer eine Ausrede finden, wieso er sich von Near fernhalten müsse. Ich seufzte und streichelte seinen blonden Hinterkopf.
Er würde glücklich werden, entschied ich. Selbst wenn ich ihn dazu zwingen müsste. Ich hatte zwar eigentlich nicht vor mich einzumischen, da ich mit meinen kaputten Familienverhältnissen wirklich der Letzte war, der sich so was erlauben durfte, aber vielleicht war gerade diese Tatsache mit der kaputten Familie mein Ansporn. Ren hatte kaum noch Familie. Wenigstens zu seinem Bruder sollte er wieder Kontakt haben. Und wie man das Problem mit den Revanchers und den Dark Legends lösen müsste, würde sich schon ergeben.

"Ich werde dich immer wollen...", flüsterte ich überzeugt und schloss wieder die Augen. Seine starken Arme um mich gelegt, gab Kaito mir das Gefühl von Sicherheit. Your arms like towers, tower over me, ging mir die Zeile von "We are Broken" durch den Kopf, die ich wohl am meisten liebte. Du bist schließlich...alles, was ich habe, setzte ich in Gedanken zu meiner ersten Aussage hinzu.
Eine Weile verharrte ich so. Einfach seine Wärme und seinen Schutz genießend mit geschlossenen Augen, doch dann löste ich mich von ihm und warf einen kritischen Blick in den Spiegel in meinem Auto. Scheiße, fluchte ich gedanklich, bevor ich seufzte: "Schon wieder nachfärben..:"
Das war darauf bezogen, dass mein Haaransatz wieder meine natürliche Haarfarbe, Weiß, angenommen hatte.

"... und ich dich immer lieben", antwortete ich lächelnd und strich Ren durchs Haar, bevor ich ihn küsste.
Ich wusste in diesem Moment, dass es niemand Anderen mehr außer diesem Mann in meinen Armen mehr geben würde. Bis jetzt hatte ich nie wirklich an die Liebe geglaubt. Es waren für mich immer nur einfach ein paar Hormone, die einen durcheinander brachten, doch die Tatsache, dass ich mich zu Ren hingezogen fühlte, obwohl ich bis vor ein paar Tagen davon ausgegangen war, dass ich nur Frauen liebte, bestätigte wohl, dass da doch noch etwas anderes war, das ich nicht erklären konnte. Es klang jetzt furchtbar kitschig, doch in diesem Moment passte die Bezeichnung 'Liebe meines Lebens' wohl perfekt auf Ren.
"Lass es doch so. Also mir gefällt weiß", meinte ich, noch auf der Rückbank sitzend und sah zu ihm hoch.

Etwas überrascht sah ich zu Kaito zurück. Hatte er gerade gesagt, dass es mich liebte? (Nein Ren, er hat nur so getan) Ein Lächeln huschte über meine Lippen, bevor ich mich zu ihm runterbeugte und ihn küsste. Nachdem ich mich kurz von ihm gelöst hatte flüsterte ich: "Ich liebe dich auch, Kaito" Ich war mir sicher, dass ich nie wieder einen anderen oder eine andere, als ihn lieben könnte und würde. Er war der Einzige, bei dem ich diese Worte ausgesprochen hatte. Er war derjenige, der mir gezeigt hatte, was Liebe überhaupt war. Etwas überrascht sah ich ihn an, als er sagte, ich solle meine Haare doch einfach weiß lassen. "Meinst du?", fragte ich etwas unschlüssig und lehnte meine Stirn gegen seine. Ich hatte meine Haare damals gefärbt, da ich, trotz meiner blauen Augen, oft mit meinem Bruder verwechselt worden war und den Wunsch gehabt hatte, anders zu sein. Zuerst war es nur die Haarlänge, doch als mir das zu nervig wurde, entschied ich mich für eine andere Haarfarbe. Die Haarfarbe meiner Mutter.

Lächelnd legte ich meine Hände auf Rens Hintern. "Ja meine ich. Ich bin zwar sonst kein Fan von der Farbe Weiß (SUPRISE! O_O), aber an dir gefällt sie mir sehr", lächelte ich und spielte mit einer seiner Haarsträhnen. "Aber wenn du sie blond lassen willst, ist das natürlich auch okay..."
Bis gerade eben hatte ich gar nicht gewusst, dass Ren eigentlich weiße Haare hatte. Wir waren wohl äußerlich wirklich absolute Gegensätze, überlegte ich grinsend. Aber wie hieß es so schön Gegensätze ziehen sich an.
Ich sah aus dem Fenster. Langsam fing es an, draußen dunkel zu werden. "Und war machen wir jetzt, Ren?", fragte ich und hängte spaßeshalber noch ein weniger ernst gemeintes "Dir die Haare färben?" dran.

"Bei allem was mir heilig ist, nein!", lachte ich und küsste Kaito noch einmal kurz, bevor ich mit einem todernsten Blick sagte: "An meine Haare lass ich nur meinen Friseur und mein Glätteisen"
Ich fand es nicht so toll, anderen Leuten, als dem Friseur, zu dem ich schon seit Jahren ging, bei meinen Haaren zu vertrauen. Mira war zum Beispiel auch diejenige, die mir mit der Perücke und dem Rest geholfen hatte, also viel mehr eine gute Freundin. "Ich denke, ich lass sie so", meinte ich dann leise und lächelte. Auf seine Frage, was wir nun machen sollten, musste ich ein wenig überlegen, dann aber sagte ich lächelnd: "Wenn du willst, koch ich was. Müsste dann nur schnell einkaufen fahren"

"Oha da ist hier aber wer eigen", lachte ich und strich Ren durchs Haare. "Aber es scheint ja auch gut so zu sein" Seine Haare waren unglaublich flauschig. Allerdings schaffte ich selbst es auch nur mit verschiedenen Haarkuren und etwas Aufwand auch ohne Friseur, dass meine Haare seidig und weich waren, worauf ich persönlich sehr stolz war.
"Klar gerne! Kochen bedeutet Essen und Essen ist immer gut", lachte ich. Ich zog mir meine Stiefel wieder an und schlüpfte in meine Motorradjacke. "Ich denke mal, wir treffen uns dann bei dir?", schlug ich vor und stieg schon mal prophylaktisch aus dem Auto. Mir war in dem engen Mustang der Hintern eingeschlafen und endlich konnte ich meine Beine wieder ausstrecken.

Ich lächelte, mit einer leichten Röte auf den Wangen und zog mir dann mein Shirt wieder über. Zum Glück hatte ich heute etwas bequemeres gewählt, doch ich freute mich ehrlich gesagt darauf, wieder für mich normale Kleidung zu tragen. "Jepp, dann bei mir", grinste ich und lehnte mich kurz noch mal aus meinem Wagen, um Kaito zu küssen, bevor ich mich auf den Fahrersitz fallen ließ und den Motor anschaltete. Dann zog ich die Tür zu und verabschiedete mich noch mit einem: "Bis später", von meinem Freund, bevor ich losfuhr. Erstmal zum Einkaufen, dann zu meiner Wohnung.

Goto: Wohngebiete; Rens Wohnung

Ich lächelte und erwiderte das "Bis Später" mit einem Lächeln und einem Nicken.
Ich wusste ganz genau, was ich jetzt zu tun hatte, während Ren einkaufen war. Allerdings war es nicht ganz einfach. Ich klopfte kurz auf meine Brust, um sicher zu gehen, dass meine beiden Pistolen noch da waren, damit ich mich im Notfall verteidigen konnte und ging zu meinem Motorrad, das vor dem Eingang des Hauptquartiers geparkt war.
Seltsam. Weder mein Bruder, noch Desmond waren heute aufgetaucht. Wo die wohl stecken? Ich zuckte mit den Schultern und setzte meinen Helm auf.
Mit einem Aufheulen eines Motors und einer schnellen Drehung mit dem Motorrad verschwand ich aus der Nähe des Hauptquartiers.
Was ich jetzt vorhatte, war eigentlich ein Verrat an meinem Bruder, dem ich als einzigen sonst immer treu gewesen war. Wenn es jetzt schief lief, riskierte ich nicht nur mein Leben, sondern auch möglicherweise die Sicherheit eines jeden Revanchers.
Alles nur für Ren.


Goto Dark Legends Hauptquartier

Von: Rens Wohnung

Ich parkte meinen Mustang in einer geschützten Seitenstraße und stieg aus. Kurz sah ich mich um, misstrauisch beinahe, als würde ich erwartet, dass es sogar hier, unter meinen eigentlichen Kollegen, jemanden gab, der mir etwas antun könnte. Eine Hand auf dem Griff meines roten Regenschirms, die andere auf der Tür meines Wagens, verharrte ich einige Sekunden, ehe ich meinen Wagen abschloss und meine Haltung ein wenig entspannte. Einfach so sein wie immer, dann merkte niemand etwas, weil keiner mich kannte. Nur Kaito. Locker war meine Haltung auch, als ich das Hauptquartier betrat, doch es war niemand da. Seufzend ging ich zur Versammlungshalle und stieg über ein paar Kisten, ehe ich auf eine Art abgebrochene Säule kletterte und mich darauf nieder ließ. Zum Glück hatte ich meinen Ipod dabei. Und von hier oben hatte ich die ganze Halle im Blick. Während ich Musik hörte, lehnte ich mich an die Wand hinter mir und blickte zur Tür.