Café im Schlosspark

Er wollte mich also zum Auto tragen. Das würde bei meinem Fliegengewicht wahrscheinlich nicht sehr schwer werden. Wie eine Braut trug er mich folglich aus dem Café. Draußen schüttete es immer noch wie aus Kübeln und schon nach wenigen Sekunden waren wir beide bis auf die Haut durchnässt. "Sehr sexy also? Vielleicht sollten wir hier öfter Kaffeetrinken gehen, während es regnet, nicht wahr?" Die Idee gefiel mir: hier liefen wir nicht Gefahr, dass uns jemand, den wir kannten, entdeckte. Außerdem war das Essen auch sehr lecker. Wenn man öfter mal Zeit hätte, könnte man hier wirklich Stammkunde werden.
"Warum guckst du nicht mal in der Richtung in der dein Mustang steht?", gab ich als 'Antwort' auf seine Frage, wo mein Auto stand, zurück. Bestimmt regte er sich gleich über meine Fahrkünste und Frauen beim Ein- und Ausparken auf, aber es war immer wieder lustig ihm dabei zuzusehen und -zuhören.

Entgeistert starrte ich zu dem Auto hinter meinem wunderschönen Mustang. "Wenn du mir hinten rein fährst bei deinen lächerlichen Auspark-Künsten und ich ne Schramme im Lack habe bist du so geliefert Yuki...", murmelte ich ernst und ließ sie zurück auf den Boden. Nun fuhr ich mir mit den Händen durch meine Haare, was gut ging, da sie immer noch offen waren, und fluchte leise. Hatte sie denn echt direkt hinter mir parken müssen!? "Mein schönes Auto!", jammerte ich und lief auf meinen Wagen zu. "Es tut mir so Leid, Mäuschen...", sagte ich zu dem Wagen und streichelte über die Tür.
"Ich bring dich in die Werkstatt, wenn sie was kaputt macht, versprochen!", fuhr ich fort. Das war echt nicht fair! Ich liebte mein Auto!

"Hmmm... Es scheint fast so, als würdest du dein Auto mehr lieben als mich.", erwiderte ich gespielt beleidigt. "Ich werd dir jetzt mal beweisen, dass ich auch Auto fahren kann.", fügte ich noch entschlossen hinzu. Lachend stieg ich in meinen Porsche und fuhr zurück - ohne auch nur einen winzigen Schaden anzurichten versteht sich. Ich ließ das Fenster runter, was mir prompt einen Schwall Regen in meinem Auto einbrachte und meinte zu ihm: "Siehst du: Ich kann es doch" Ich konnte es mir nicht entgehen lassen ihm noch die Zunge raus zustrecken und zu sagen: "Ich lass dich dann mal ausparken. Wolln doch mal sehen, ob du das auch so gut hinbekommst, wie ich.", bevor ich das Fenster wieder hochfuhr und noch ein Stück zurück fuhr, damit er auch genug Platz zum ausparken hatte.

Ich lachte. Mein Auto mehr lieben als meine Freundin? Na das tat ich nun beim besten Willen nicht. Aber es würde mir schon weh tun, wenn mein Wagen beschädigt werden würde. Nachdem Yuki, glücklicherweise ohne Schrammen an meinem Liebling zu hinterlassen, ausgeparkt hatte, atmete ich erleichtert auf und stieg nun in mein Auto.
Natürlich konnte ich ihr schnell beweisen, dass ich mindestens so gut Auto fahren konnte wie sie. Ich parkte schnell aus und bedeutete ihr dann, dass ich direkt zu meiner Wohnung fahren würde. Es war ja schon klar, dass sie den Weg dorthin kannte. Immerhin waren wir jetzt gut ein Jahr zusammen.

Da mir mein Schatz wollte, dass ich vorfuhr, setzte ich meinen Porsche rückwärts aus der Gasse raus und wendete auf der Straße. Ich gab Gas. Dann schaltete ich das Radio an: Spontaneous me von Lindsey Stirling lief grade und ich summte leise mit. Auch wenn das Lied keinen Text hatte, war es eines meiner Lieblingslieder. Seitdem ich Desmond kannte, faszinierte mich Geigenmusik. Er konnte auch wunderbar auf der Violine spielen und mir vorgeschlagen es mir beizubringen. Ich zweifelte zwar daran, dass ich das je kapieren würde, aber er hatte gemeint, dass dieses eine Lied -mir war der Name entfallen- ganz einfach zu spielen sei und dass er mir das beibringen würde.
Als ich in den Rückspiegel sah, bemerkte ich, dass Desi dicht hinter mir fuhr. Ich lenkte mein Auto ein wenig nach rechts, damit er an mir vorbeiziehen konnte. Wenn er vor mir an seiner Wohnung war, konnte er nämlich schon aufschließen.

Da Yuki mir auf der Straße Platz machte, trat ich aufs Gas und zog an ihr Vorbei. Mein Auto zog ganz schön gut, wie mir einmal mehr auffiel. Erneut schaltete ich meine Playlist an und hörte Going in Blind. Leise sang ich mit und bog dann auf die Autobahn ab.
Hier konnte ich noch mal so richtig Gas geben, das mochte ich. Außerdem musste ich nicht aufpassen, dass ich Yuki nicht verlor, weil sie ja genau wusste, wie man zu meiner Wohnung kam.
Mit dem Tempo, dass ich jetzt drauf hatte, dauerte es nicht lange, bis ich in die Innenstadt zu den Wohngebieten abbog und zu meiner Wohnung fuhr, die im obersten Stock eines modernen Wohnhauses war.

Desmond go To Wohngebiete; Desmonds Wohnung

Ich musste schmunzeln, als er an mir vorbeifuhr. Wahrscheinlich holte er jetzt alles, was auf solch einer nassen Straße ging, raus. Ich selbst gab noch ein wenig mehr Gas, um ihn nicht warten lassen zu müssen. Schon bald kam das Haus, in dem er im Obergeschoss wohnte in Sicht.

Yuki go to: Wohngebiete; Desmonds Wohnung